Digitale Grafik einer Wolke über einer Stadt, die die verschiedenen Häuser mit Code verbindet
© Gerd Altmann Pixabay

Wir müssen die Verwaltung resilienter machen!

Öffentliche IT-Dienstleister fordern mehr Standards und mehr Geld für die Digitalisierung

Aufbruchstimmung in München am 6. Februar: Es ging um die Frage, wie wir unsere Verwaltung resilienter für die Zukunft machen. Aber auch darum, wie die IT-Infrastrukturen in Kommunen künftig aussehen sollten. Topthema in diesem Zusammenhang war die Cloud. Etwa die Verwaltungscloud, an deren Realisierung die AKDB mit anderen IT-Dienstleistern arbeitet.

Um das Haus der Verwaltung zu errichten, braucht es Experten. So der Schirmherr des 10. Zukunftskongress Bayern, Digitalminister Dr. Fabian Mehring in seiner Keynote. „Zukunftsmacher“ nannte er die circa 550 Teilnehmenden des Kongresses: Kommunalvertreter, Politiker, Vertreter von Wirtschaft und Wissenschaft. Das Ziel, so Mehring, sei eine hundertprozentige Flächendeckung bei der Bereitstellung von Verwaltungs-Online-Diensten in Bayern.

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Die Digitalisierung sei kein „nice to have“, sondern wichtig für die Akzeptanz des Staates und für das Funktionieren des Gemeinwesens.

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Dr. Laura Sophie Dornheim, CDO München

Münchens CDO Dr. Laura Sophie Dornheim wurde noch dringlicher: Die Digitalisierung sei kein „nice to have“, sondern wichtig für die Akzeptanz des Staates und für das Funktionieren des Gemeinwesens. Dabei müssten alle Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden. Durch Online-Angebote, die leicht verständlich und leicht zu benutzen seien. Once Only sei in diesem Zusammenhang prioritär, damit Bürger nicht immer wieder die gleichen Formulare ausfüllen und die gleichen Unterlagen anfordern müssen. Denn die Daten gebe es ja bereits in den Registern. Die müssen nur verknüpft werden. Um das zu erreichen, sei die Registermodernisierung Voraussetzung Nummer eins. Wichtig, so Dornheim weiter, sei es, so wenig wie möglich Custom-Lösungen und so viel wie möglich Standardlösungen zu entwickeln.

Mehr Standards!

Der Ruf nach mehr Standards wurde auch während der Thesendebatte „Lasst es uns richten!“ laut, an der auch AKDB-Vorstandsmitglied Gudrun Aschenbrenner teilnahm. Es dürfe nicht immer alles mehrmals von null entwickelt werden. Darin waren sich Dirk Arendt von Trend Micro, Martin Schallbruch, CEO der govdigital, Christian Bähr vom Bayerischen Digitalministerium und Christian Rupp von der PROSOZ einig. Aschenbrenner forderte mehr Geld für die Digitalisierung, damit die Verwaltungs-IT sicherer und moderner werde. Das sei eine Investition, die sich auszahle, denn Digitalisierung spare letztlich Geld. Durch digitale Services spare man 76% CO² im Vergleich zur postalischen Zustellung, pflichtete ihr Christian Rupp bei.

Ähnlich äußerte sich der AKDB-Vorstandsvorsitzende Rudolf Schleyer auf der Bühne des Side-Events des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ). „Wir dürfen nicht auf der Lösungsebene verharren, indem wir analoge Vorgänge digital abbilden, sondern wir müssen universelle Standards für Datentransport und -Austausch durchsetzen. Dazu gehört auch die BundID als Standard für die universelle Authentifizierung.“ 

Frau Aschenbrenner beim 10. Zukunftskongress Bayern
© AKDB

Die Zukunft der Verwaltung in der Cloud 

Es ging auf dem Kongress in Bayern auch um die Konsolidierung der Strukturen, die hinter den Verwaltungsprozessen liegen. Dazu gehört auch die Cloud. Die Cloud bietet der Verwaltungs-IT eine skalierbare und flexible Infrastruktur, die es ermöglicht, Ressourcen bei Bedarf schnell anzupassen. Skalierbarkeit wird immer wichtiger angesichts steigender KI-Anwendungen. Durch die Auslagerung von IT-Infrastruktur und IT-Diensten in die Cloud können Verwaltungen zudem Kosten senken, da sie nur für die tatsächlich genutzten Ressourcen bezahlen. Außerdem erleichtert die Cloud die Zusammenarbeit und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Behörden und ermöglicht den Zugriff auf aktuelle Software und Services ohne aufwändige Installationen. 56% der Behörden auf Bundesebene nutzen bereits Clouddienste, laut einer aktuellen msg-Studie. Ein weiterer Grund für die Nutzung von Dienstleistungen aus der Cloud ist die IT-Sicherheit. Durch die Auslagerung der IT in große Rechenzentren ist diese besser gewährleistet als beim On-premise-Betrieb in einer Kommune. Dies bestätigt auch die Befragung von Mitarbeitenden von Verwaltungen, IT-Dienstleistern und Politik. 

Öffentliche IT-Dienstleister als Cloud-Broker

Im Fachforum mit dem Titel „Cloud-Broker für die öffentlichen Verwaltungen – oder: Wie kommt die Verwaltung in die Cloud?“ ging es um die Rolle der öffentlichen IT-Dienstleister als Cloud-Broker, also als Vermittler zwischen Cloud-Service-Anbietern und Kommunen. Cloud-Broker sollen den Zugang zu Cloud-Diensten optimieren, managen und verbessern. Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, dass die Nutzung von Hyperscalern – neben öffentlichen Rechenzentren - allein schon wegen ihrer Leistungsfähigkeit unumgänglich sei.

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Denn Kommunen ist es nicht egal, woher sie ihre Clouddienste beziehen. Sie sind sehr auf die Sicherheit und den Datenschutz bedacht.

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Rudolf Schleyer, AKDB

Die AKDB, so Rudolf Schleyer, wolle Kommunen bis 2025 in die Cloud führen. „Wir als öffentlich-rechtliche IT-Dienstleister haben eine extrem wichtige Rolle als Cloud-Broker. Denn Kommunen ist es nicht egal, woher sie ihre Clouddienste beziehen. Sie sind sehr auf die Sicherheit und den Datenschutz bedacht.“ Tatsächlich sagen 48 Prozent der Befragten in der msg-Studie, dass sie bei der Nutzung von Clouddiensten Sorge um Sicherheit, Datensouveränität und zu großer Abhängigkeit von Anbietern haben. Die Rolle eines Brokers ist in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen. Dabei sei aber die politische Rückendeckung extrem wichtig, so Schleyer.