Schwebebahn Wuppertal

Wechselseitige, bedarfsgetriebene Aus- und Weiterbildung

Strategische Personalentwicklung in der Stadtverwaltung Wuppertal

Mit Blick auf den demografischen Wandel und die Digitalisierung nimmt Personalentwicklung einen immer wichtiger werdenden Stellenwert in den Verwaltungen ein. Um die Personalkürzungen und die Rückgänge zu kompensieren, hat das Haupt- und Personalamt der Stadt Wuppertal gemeinsam mit ihren Führungskräften ein umfassendes Personalentwicklungs- und Organisationskonzept erarbeitet. Neben der Qualifizierung wurden auch Maßnahmen zur Personalbindung und -gewinnung festgeschrieben. Die Stadt Wuppertal berücksichtigt darin die Wechselwirkungen zwischen Personalentwicklung und den gesamtorganisatorischen Veränderungen – Ein Best-Practice aus der „Großstadt im Grünen“.

Bis zum Jahr 2026 werden mehr als 40 Prozent der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung Wuppertal, darunter 60 Prozent der Führungskräfte (Amts-,Ressort- und Stadtbetriebsleitungen), ausscheiden. Daher sind die Vorbereitung des  Führungskräftenachwuchses auf die Führungsaufgaben, die Sicherung von Wissen und ein breites Personalgewinnungskonzept zentrale Bestandteile der Personalentwicklungs- und Organisationsstrategie der Stadt. Aber auch neue Raumkonzepte sowie interne Aufstiegschancen und Weiterbildungsoptionen sind Teil der Agenda.

„Fit für Führung“

Seit dem Jahr 2000 bietet die Stadtverwaltung das Schulungskonzept „ Fit für Führung“. Bis 2015 haben etwa 360 Führungskräfte daran teilgenommen . Das Programm wurde 2008 durch den Teil „Basics“ ergänzt. Momentan arbeitet das Haupt- und Personalamt gemeinsam mit dem Führungskräftezirkel an einem Update. Der Führungskräftezirkel besteht aus den Absolventen des Programms. Dieser trifft  sich etwa vier Mal jährlich, um neue Bedarfe und Führungsthemen in die Schulung einfließen zu lassen. Teile des Programms sind beispielsweise Akzeptanzmanagement, Umgang mit Konflikten oder „gesundes Führen“.

Schulungskonzept "Fit für Führung"
© Haupt- und Personalamt Wuppertal

Jede neue oder neueingesetzte Führungskraft bekommt außerdem ein 5-stündiges Einzelcoaching. Die Stadt entwickelt ein zusätzliches Angebot  „Mein Führungspotenzial entdecken“ – eine Potenzialanalyse für Führungskräfte und jene, die es werden wollen. Alle sechs Wochen kommen die Leitungen der Geschäftsbereiche, Ressorts, Ämter, Stadt- und Eigenbetriebe, der Geschäftsbereichsbüros, die Vorsitzenden des Gesamtpersonalrates und der Teilpersonalräte sowie die Schwerbehindertenvertretung zu einem Treffen mit Bürgermeister Andreas Mucke zusammen, um aktuelle Entwicklungen zu besprechen. Seit 2016 gibt es eine zweitägige Führungskräftetagung in Bonn, die im 2-Jahres-Takt abgehalten wird.

Führungskräfte in der Fürsorgepflicht

Aufgabe der Führungskräfte ist es, Bürgerfreundlichkeit und Serviceorientierung im Selbstverständnis der Mitarbeiter zu verankern. Sie sind in der Fürsorgepflicht, die Qualifikation und die Förderung Ihres Personals zu gewährleisten. Dazu dienen Jahres- und anlassbezogene Personalgespräche. Mitarbeitende geben der Führungsebene Feedback zu Aufgaben, Arbeitssituationen, Weiterbildungsbedarfen und Zufriedenheit. Die Stadtverwaltung fordert eine aktive und sachorientierte Kultur sowie einen offenen Umgang mit Fehlern und Kritik. 

Seit Mai 2016 hat das Haupt- und Personalamt eine Stabstelle für interne Unternehmens-kommunikation.

Seit Mai 2016 hat das Haupt- und Personalamt eine Stabstelle für interne Unternehmenskommunikation. Neben dem Führungskräftetreffen organisiert die Stabstelle auch das Mitarbeiterforum der Stadt und pflegt verschiedene Informationskanäle wie das Intranet, einen Newsletter für Beurlaubte und Informationsmappen. Das Mitarbeiterforum wurde zum ersten Mal im Jahr 2013 einberufen. Hier stellen sich Oberbürgermeister und Stadtdirektor den Fragen der Mitarbeitenden und informieren über aktuelle Entwicklungen. Da die Räumlichkeiten nicht für das gesamte Personal ausreichen, wird das Forum seit 2015 live in das Intranet übertragen.

Strukturierter Wissenstransfer

Das Informations- und Wissensmanagement ist fester Bestandteil der Organisationsstrategie der Stadtverwaltung. Mitarbeitende und Führungskräfte erhalten Begrüßungsmappen mit Behörden- und Kommunikationsregeln sowie Ansprechpartnern, um sich schneller im Arbeitsumfeld zurechtzufinden. Innerhalb der Besetzungsverfahren versucht die Stadt Stellen überlappend zu besetzen, um den Wissenstransfer zu sichern. Bei Führungswechsel werden strukturierte Leifaden-Interviews geführt, welche auf Mitarbeiterführung, Fristen und Termine, Kommunikationsstruktur, ungeschriebene Regeln, Tipps und Erfahrungen eingehen. Innerhalb der Stadtverwaltung beschäftigt sich die AG Wissensmanagement mit den Prozessen rund um die Wissenserhaltung und  -vermehrung.

Die Stadt Wuppertal hat über 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Wuppertalent“ und das „Wuppertaler Modell“

Zur Personalgewinnung hat die Stadtverwaltung die  geschäftsübergreifende Netzwerkgruppe Marketing ins Leben gerufen. Diese besteht u.a. aus den Leitungen des Haupt- und Personalamts, Ausbildung, Presseamt, interner Unternehmenskommunikation, Jobcenter, Personalrat und Gleichstellungsstelle. Aus einem  Studierendenprojekt wurde die Marke „Wuppertalent“ geschaffen, welche seit Dezember 2016 beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen ist. Das „Wuppertalent“ beschreibt die Vorteile einer Ausbildung bei der Stadt Wuppertal. Aufgabenvielfalt, ein sicherer Arbeitsplatz, Vereinbarkeit von Beruf, Familie oder Pflege, ein Europapraktikum während der Ausbildung und ein betriebliches Gesundheitsmanagement sind nur einige der Vorteile, die über die Kampagne kommuniziert werden. Der Fokus der Kampagne liegt jedoch nicht auf den vielfältigen Aufgaben der Verwaltung, sondern auf der Vielfältigkeit der Bewerberinnen und Bewerber, für deren Talent in der Stadt Wuppertal der richtige Platz gefunden werden soll. 

An die Ausbildungskampagne ist ein Weiterbildungsmodell angeknüpft, das einen Wechsel vom gehobenen zum höheren Dienst für interne Stellen ermöglicht. Wird die Bewerberin, der Bewerber für die Stelle akzeptiert, wird er an den Studieninstituten in Ruhr und Soest für den höheren Dienst ausgebildet und nach einer zehnmonatigen Praxiszeit mit höherem Dienstgrad eingruppiert. Für den Zeitraum 2016 bis 2020 übernimmt die Stadt die Kosten für 5 Plätze für die modulare Qualifizierung für den höheren Dienst „auf Vorrat“.

Schulungskonzepte für externe, mit verwaltungsnaher Qualifikation

Die Stadtverwaltung Wuppertal kooperiert mit dem Berufsförderungsdienst der Bundeswehr am Standort in Unna und dem Südwestfälischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung in Hagen. Nach der Berufstätigkeit für die Bundeswehr werden den Soldatinnen und Soldaten Angestelltenlehrgänge für eine Beschäftigung in der Kommunalverwaltung angeboten. Die Lehrgänge werden durch den Berufsförderdienst der Bundeswehr finanziert. Es folgt ein einjähriges Praktikum in der Stadtverwaltung, das mit einer Fortzahlung des Soldatensoldes vergütet wird. Das Ressort „Zuwanderung und Integration“ bietet in Kooperation mit der Fachhochschule Dortmund ein Duales Studium der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt „Armut und (Flüchtlings-)migration“ an. Die Studierenden arbeiten 2,5 Tage in der Stadtverwaltung und sind 2,5 Tage mit dem Studium befasst.

Bis zum Jahr 2026 werden über 40 % der Gesamtverwaltung und 60 % der Führungskräfte ausscheiden. Die Stadt arbeitet an umfassenden Weiterbildungs -und Personalgewinnungsmaßnahmen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
© Haupt- Und Personalamt Wuppertal

Beratungsstelle für Weiterbildung

Mit der Kommunalen Fortbildung (KoFo) hat die Stadt eine Service- und Beratungsstelle für interne Qualifizierungsmöglichkeiten eingerichtet. Die Weiterbildungen werden bedarfsorientiert weiterentwickelt und fortlaufend mit Beschäftigten und Führungskräften abgestimmt. Aktuell gibt es beispielsweise Angebote für IT-Qualifizierung, Kommunikation und Konfliktbewältigung oder Selbstmanagement und Arbeitstechniken. Die Kurse werden durch ein E-Learning-Angebot ergänzt.

Haus der Integration in Wuppertal
© Stadtverwaltung Wuppertal

Strategische Raumkonzepte

 Die Orientierung am Bürger und der Servicegedanke soll nicht nur im Mitarbeiterverständnis sondern auch räumlich abgebildet werden. Die Stadtverwaltung Wuppertal plant daher ihre über 2200 Mitarbeiter nach dem Lebenslagenprinzip umzusetzen. Für ihre 23 Gebäude hat die Verwaltung ein Gebäude- und Raumkonzept 2030 entwickelt. Es sollen Leistungszentren gebildet werden, welche alle beteiligten Stellen unter einem Dach zusammenbringen. In diesem Stil wurde in Wuppertal bereits das „Haus der Integration“ errichtet. Hier bieten das Ressort Zuwanderung und Integration, das Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit gemeinsam ihre Leistungen an.  Jedoch umfasst die Umstrukturierung nicht nur Umzüge und Neuzuordnungen von Räumen, sondern auch die Neugestaltung von Räumen für flexibles und mobiles Arbeiten. Traditionelle Bürokonzepte sollen überarbeitet und neue Arbeitsumgebungen geschaffen werden. So sollen  lebenslanges Lernen und offene Kommunikation gefördert und etabliert werden.