Donau-Anrainer; Verwaltung; Kooperation; BAden-Württemberg; Umweltministerium

Kleine Wege bahnen für transnationale Verwaltungszusammenarbeit

Kontakte knüpfen und Behörden kennenlernen: Baden-Württemberg bietet östlichen Donau-Anrainern Einblicke in die Landesverwaltung

Ein bis drei „Hospitanten“ besuchen seit 2011 jedes Jahr das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Stuttgart. Das Programm ist Teil der „EU-Donauraumstrategie“, die Baden-Württemberg mitträgt – es soll vor allem die Verbindungen zu Institutionen in Südosteuropa festigen. Und möglichst sogar konkrete Projekte anstoßen.
Gabriella Murányiné-Krempels, Hauptabteilungsleiterin für Wasserwirtschaft im ungarischen Innenministerium (2. v. r.) zu Besuch bei Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, Abteilungsleiterin für Wasser und Boden, Elke Rosport (l.) und Jutta Lück, Abteilungsleiterin für Internationale Zusammenarbeit (r).
© Umweltministerium Baden-Württemberg

Die Donauraumstrategie (EUSDR) hat die Europäische Union 2011 als „makroregionale Strategie“ ins Leben gerufen, um Entwicklung und Zusammenarbeit in der Region zu stärken. Im Fokus stehen die 14 Länder entlang der Donau. Ferner können solche Länder teilnehmen, deren Flüsse in Europas zweitgrößten Strom münden. Die Hospitationen bieten Mitarbeitern von Ministerien und kommunalen Gebietskörperschaften dieser Staaten grundsätzlich die Möglichkeit, Erfahrungen und Wissen mit ihren Kollegen im „Ländle“ auszutauschen.

Immer entlang der Donau

Das Format sei grundsätzlich für beide Seiten interessant. „Durch diese Aufenthalte möchten wir Partner für die Zusammenarbeit finden sowie die Besucherinnen und Besucher mit anderen Stellen im Land in Kontakt bringen“, erklärt Ralf Heineken, Sprecher des Ministeriums. Auch konnten durch das Programm bereits gemeinsame Maßnahmen angestoßen werden.

Projekt mit dem ungarischen Innenministerium

Eines dieser Projekte, das aus einem dieser Austausche resultierte, wird aktuell in Ungarn umgesetzt. Die Hauptabteilungsleiterin für Wasserwirtschaft im Innenministerium in Budapest, Gabriella Murányiné-Krempels, war erstmals 2013 in Stuttgart und hospitierte im November dieses Jahres erneut in Baden-Württemberg. Vor rund fünf Jahren stieß Krempels Besuch ein Projekt an, das zur Energieeffizienz in ungarischen Kläranlagen beitragen und nun bald abgeschlossen werden soll. Projektträger auf deutscher Seite sind die Universität und die Technische Hochschule Stuttgart sowie eine Ingenieurberatung aus der Landeshauptstadt. Auf ungarischer Seite ist neben dem Innenministerium die Universität in Budapest beteiligt.

Ausbau von Umweltinfrastruktur

Die grün-schwarze Landesregierung hat die EU-Donauraumstrategie im Koalitionsvertrag verankert, dazu wolle sein Ressort etwas beitragen, erklärt Heineken. Darüber hinaus unterhält Baden-Württemberg auch „Gemischte Regierungskommissionen“ mit Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Serbien und Ungarn. Hierfür seien die Hospitationen ebenso sinnvolle erste Schritte einer weiteren Zusammenarbeit. In einigen Ländern steht etwa der Ausbau von Umweltinfrastruktur an. „Die Wirtschaft Baden-Württembergs bietet viele innovative, energieeffiziente Lösungen im Bereich der Umwelttechnologien.“

Auf dem Programm stehen Gespräche und Diskussionen mit verschiedenen externen Experten und Mitarbeitern der Landesverwaltung sowie Exkursionen zu themenspezifischen Orten.

Durchstrukturiertes Programm

Auf dem Programm stehen dann Gespräche und Diskussionen mit verschiedenen externen Experten und Mitarbeitern der Landesverwaltung sowie Exkursionen zu themenspezifischen Orten. Um die Hospitation so individuell wie möglich gestalten zu können, sei eine gute inhaltliche Vorbereitung samt entsprechender Verständigung im Vorfeld wichtig, unterstreicht Heineken. So war der mehrtägige Besuch von Abteilungsleiterin Murányiné-Krempels in der Region Stuttgart dann sehr durchstrukturiert: Gespräche in kleineren und größeren Runden, die Teilnahme an einem Fachkongress und Themenabend, Besuch der Universität sowie Exkursionen zu verschiedenen Projekten und Infrastrukturen rund um die Aufbereitung von Wasser wechselten sich eng getaktet ab. Dafür muss alles stimmen.

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Wir gehen davon aus, dass die Hospitanten Deutsch können und eine hier gültige Krankenversicherung haben.

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Eigenmotivation im Vordergrund

„Wir gehen davon aus, dass die Hospitanten Deutsch können und eine hier gültige Krankenversicherung haben.“ Während die Besuche dadurch finanziell nicht so stark ins Gewicht fallen („unter 1.000 Euro pro Besucher“), steht die persönliche Motivation der Beteiligten umso mehr im Vordergrund: „Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg ist das beiderseitige große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Vor der Programmplanung sei es zudem wichtig, genaue Kenntnisse über die Interessen und das Fachgebiet der Hospitanten zu erlangen.

Heineken konstatiert nach den bisherigen Rückmeldungen der Gäste, dass das Programm bislang immer als sehr bereichernd wahrgenommen wurde und damit einen Beitrag zur EU-Donauraumstrategie geleistet hat.