Titelbild FührDiV

FührDiV- Leitfaden „Führung in der digitalisierten Verwaltung“

Eine Handlungshilfe für Organisationen der öffentlichen Verwaltung

Die neuen technischen Möglichkeiten bringen uns voran - sie lösen aber auch Bedenken aus. Nach allem, was wir heute wissen, wird sich Arbeit in vielerlei Hinsicht verändern und neue Anforderungen mit sich bringen. Wie begegnet man den Herausforderungen der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung im Kontext Führung und Teamentwicklung?

Eins zeichnet sich bereits heute ab: Für die zukünftige Arbeitswelt in der öffentlichen Verwaltung gibt es keine einheitliche Lösung. Was für ein Ministerium oder eine große Stadtverwaltung praktikabel ist, lässt sich nicht zwangsläufig auf eine kleinere Behörde in einem Landkreis übertragen. Stattdessen muss jede Behörde für sich ausprobieren, welche Technologien, Strukturen und Formen von Arbeitsorganisation, Führung, Zusammenarbeit und Beteiligung einen Mehrwert schaffen. Dabei kann nicht alles auf Anhieb gelingen. Offene Diskussionen und die Möglichkeit, verschiedene Wege auszuprobieren, sind dabei ein klares Indiz für die innovative Kraft einer Behörde. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) fördert deshalb Unternehmen und Verwaltungen dabei, "Lern- und Experimentierräume" einzurichten.

Während der "FührDiV"-Veranstaltung im April 2019 entstandenes "Visual Recording" der Künstlerin Janine Lancker
© FührDiV

Genau solche Lern- und Experimentierräume standen im Zentrum des vom BMAS geförderten Projektes „FührDiV - Führung in der digitalen Verwaltung“, das unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit durchgeführt wurde. Dieses Projekt bot Organisationen der öffentlichen Verwaltung unterschiedlicher Ebenen und Größen die Möglichkeit, verschiedene Lösungsansätze auszuprobieren und offene Diskussionen zu führen. In sieben Pilotorganisationen auf Bundes- und Landesebene sowie auf kommunaler Ebene konnten neue Formen von Führung, Zusammenarbeit und Beteiligung erprobt werden. Dabei wurden konkrete Produkte wie Dienstvereinbarungen und Leitfäden entwickelt. Außerdem konnten wertvolle Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Prozesse und Strukturen sich förderlich bzw. hinderlich auf Führung und Teamarbeit in der digitalisierten öffentlichen Verwaltung auswirken. In den Pilotorganisationen wurde eng mit Führungskräften, Beschäftigten und ihren Vertreter*innen sowie multidisziplinär mit Verantwortlichen für Personal, IT und Organisation in geschlechtergemischten Teams zusammengearbeitet.

Zudem wurden in dem Projekt die wichtigsten Instrumente der Initiative wie die Toolbox zur Strategischen Personalplanung und die Selbstbewertungschecks zu den Themenfeldern Führung, Gesundheit sowie Wissen und Kompetenz für die öffentliche Verwaltung weiterentwickelt.  

„Um die große Gestaltungsaufgabe ­– die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ­– erfolgreich zu meistern, brauchen wir dringend mehr Wissen und Erfahrungsaustausch: Zu den Auswirkungen der Digitalisierung für Beschäftigte, zum veränderten Führungsverständnis, zu neuen Aufgaben und Rollen, zu neuen Arbeitsweisen, zu Gestaltungsmöglichkeiten und notwendigen Rahmenbedingungen“

Doreen Molnár anlässlich der Abschlussveranstaltung des Projekts am 12. November 2019 in Hamburg.



Mit dem Projekt FührDiV wurde genau diesem Bedarf Rechnung getragen. Wichtige Akteure der öffentlichen Verwaltung wie Führungskräfte, Verantwortliche aus den Zentralbereichen Personal, Organisation und IT sowie Beschäftigtenvertretungen aus kommunalen, Landes- und Bundesbehörden, aber auch Sozialpartner, Verbände, Weiterbildungsträger, Multiplikatoren und Wissenschaft, haben mit dem Projekt Raum für Dialog und Diskussionen erhalten.

Titelblatt Handlungsleitfaden FührDiV
© FührDiV

FührDiV-Handlungsleitfaden

Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser Experimentierräume sind in einem Handlungsleitfaden festgehalten, der von allen Verwaltungen auf allen Ebenen nutzbar ist. Er thematisiert im ersten Teil aktuelle Trends und Herausforderungen der Digitalisierung im öffentlichen Dienst. Dazu gehören insbesondere die zunehmende Nutzung neuer Arbeits- und Kommunikationsmittel, Digitalisierungsstrategien und E-Government, die Veränderung von Tätigkeiten und Qualifizierungserfordernissen der Beschäftigten und Datensicherheitsfragen. Die Auswirkungen auf und die Anforderungen an Beschäftigte und Führungskräfte beschreibt der zweite Teil. Im Fokus stehen sowohl eine Veränderung des Aufgabenbereichs als auch erhöhte Flexibilitätsanforderungen an die Beschäftigten. Unter dem Titel „Gute Führung und Zusammenarbeit in der digitalisierten Verwaltung beteiligungsorientiert gestalten“ werden im dritten Teil die Erfahrungen aus der praktischen Projektarbeit aufbereitet. Das Kapitel enthält praktische Tipps für die einzelnen Phasen von Digitalisierungsprojekten sowie allgemeine Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen.

Der Handlungsleitfaden bietet somit reichlich Impulse für den weiteren Transformationsprozess in der Verwaltung allgemein und für behördenspezifische Gestaltungsansätze.

© INQA

INQA-Tools für die öffentliche Verwaltung

Im Projekt FührDiV wurden außerdem wichtige Instrumente der Initiative Neue Qualität der Arbeit für die öffentliche Verwaltung weiterentwickelt: die Toolbox zur ,,Strategischen Personalplanung“ und die Selbstbewertungschecks zu zentralen personalpolitischen Themenfeldern Führung, Gesundheit sowie Wissen und Kompetenz. Diese Instrumente liefern wichtige Hinweise, wo Führung, Gesundheit, Wissen und Kompetenz sowie auch Rekrutierung, Ausbildung und Personalentwicklung ansetzen müssen, um den Anforderungen einer veränderten Arbeitswelt in der öffentlichen Verwaltung Rechnung zu tragen. In die Entwicklung dieser Tools sind die Erfahrungen vieler Praktiker*innen der öffentlichen Verwaltung eingeflossen. Sie sind praxisnah, verständlich formuliert, enthalten viele Beispiele und können sowohl von Personalverantwortlichen als auch von Personalräten und anderen Funktionsträger*innen der öffentlichen Verwaltung genutzt werden.

Die Tools und Checks sind als Print- und Online-Version nutzbar. Eine Veröffentlichung erfolgt im zweiten Quartal 2020 in einem neuen INQA-Design.